von Uwe Brüning
"Nachgewürzt" im Zentrum Altenberg strapaziert die Bauchmuskeln. Kabarettisten servieren Vier-Gänge-Menü vom Feinsten.
Bei einer vierköpfigen Kabarettgruppe plus Band und Gast können aus den angekündigten zwei auch mal schnell fast drei Stunden werden. Doch die Schlosserei des Zentrum Altenberg bleibt am Premierenabend der neuen Kulturreihe "Nachgewürzt" bis zum Schluss randvoll.
Eröffnet wird die Veranstaltung vom Radio-Satiriker René Steinberg, der im Laufe des Abends unter anderem seine aus dem WDR bekannten "Von der Leyens" ins Programm einbaut und das Publikum mit verschiedenen, kommentierten O-Tönen unterhält. Doch zunächst gibt er den, kurz vor der Premiere beschlossenen, Namen der Begleitband bekannt: die "Backspicer".
Neben den musikalischen Überleitungen zwischen den einzelnen Beiträgen unterstützt die frisch getaufte Showband Matthias Reuter beim Vortrag seiner feinsinnigen Lieder über genügsame Menschen und terrorfürchtige Bahnreisende. Marco Jahn hingegen muss erstmal seinen letztwöchigen Arztbesuch literarisch verarbeiten und sorgt auch im weiteren Verlauf des Abends für einen ausdruckstarken Vortrag des geschriebenen Wortes. Während Benjamin Steinberg beispielsweise vor der potentiellen Terrorgefahr warnt, die von Friseusen und Bäckern ausgeht. Denn diese könnten ebenso wie die Konvertiten aus dem Sauerland an eine gefährliche Menge Wasserstoffperoxid und Backpulver kommen und zudem bereits zu Hauptschulzeiten Kontakte knüpfen.
Ähnlich scharfzüngig gerät auch der Auftritt des ersten Gastes der Kabarettreihe: Jens Neutag trägt an diesem Abend Auszüge aus seinem Programm "Totalschaden" mit dem passenden Untertitel "Kabarett ohne Handbremse" vor. Da geht es um Flugzeuge, die laut Minister Jung nur von Soldaten abgeschossen werden sollen, die prinzipiell kein Problem damit haben, und um die Idee einer freiwilligen Wehrpflicht: "Man sollte es besser mal mit einer freiwilligen Steuerpflicht versuchen."
Alles in allem bekommt das Publikum für wenig Geld viel geboten. Das Konzept, vier unterschiedliche satirische Spielarten auf die Bühne zu bringen, ist sehr unterhaltsam und geglückt. Doch vielleicht sollte man das Programm in Zukunft noch ein wenig straffen, da sonst die Gefahr besteht, dass die Zuschauer nach diesem gut gewürzten Vier-Gänge-Menü plus Beilage übersättigt nach Hause gehen.