Noch nie hatten Menschen so viel Zeit wie heute, und doch hetzen wir durch's ganze Leben. Wir
hetzen zur Arbeit, zum Sport, zum Yoga. Unser Wappentier ist kein Adler, sondern der frühe Vogel,
der den Wurm fängt, Symbol der freiwilligen Volks-Verhetzung. Oft rennt uns die Zeit davon.
“Soll sie doch”, sagt Henning Schmidtke, “lassen wir ihr ruhig mal einen Vorsprung. Die wird sich
noch umgucken”.
Der Klaviervirtuose präsentiert ein entschleunigtes Kabarett-Programm über den Stoff, aus dem das
Leben ist: die Zeit.
Mysteriös und doch alltäglich. Immer gerecht verteilt, denn jeder hat genau
gleich viel davon: 24 Stunden täglich.
Der Gott der Zeit ist Kommunist!
Andererseits: Zeit ist relativ (soweit Einsteins Theorie). Und Zeit ist kostbar und manchmal so knapp wie ein Tanga
(soweit eine beliebte String-Theorie).
Aber sind wir noch im richtigen Film, wenn wir Zeit investieren, gewinnen, sparen wollen? Wer
bei dem Tempo nicht mithalten kann und in der Klinik endet, hat wenigstens noch einen
intelligenten Körper, der den Irrwitz des Lebens durchschaut hat. Die anderen machen weiter und
werden zum Hetzkasper – zu blöd für Burnout.
Henning Schmidtke macht sich lustig über den Hetzkasper in uns allen. Und erkundet in seinen
Liedern auch die Geheimnisse der Zeit, die
Vergänglichkeit
unseres Daseins
und das Gefühl von
Ewigkeit (keine Angst, so lange dauert das nicht). Dafür hat er für sich einen ganz eigenen Stil
ausdrucksstarker komplexer Musik gefunden, der eher jazzigen und klassischen Kompositionen
ähnelt als der traditionellen Kabarett-Musik. Dieses Programm ist zeitlos schön und Uhr-komisch.
www.henning-schmidtke.de